«Zattera»
Was macht ein unruhig Reisender, wenn er nicht mehr reisen kann? Als Glauco Cataldo pandemiebedingt in seinen eigenen vier Wänden fest sass, hatte er plötzlich Zeit und Musse, um seine Aufmerksamkeit ganz nach unten zu richten, auf seine Wurzeln: Was heisst überhaupt Zuhause? Was bedeuten Heimat oder Herkunft? Und haben die möglichen Antworten einen Einfluss auf seine Musik? Glauco Cataldo fing an, bei seinen Verwandten Geschichten zu sammeln. Es sind Familiengeschichten, die immer auch süditalienische Emigrationsgeschichte schreiben. Aus diesem Material entsteht nun das zweite Album von Blind Boy De Vita.
Blind Boy De Vita ist Cataldo's Soloprojekt. Sein warmer Bariton und sein vielfältiges Spiel mit Gitarrenstimmungen und sehr eigener Akkordgestaltung lassen ihn aus den vielen SingerSongwritern herausstechen. Während in Blind Boy de Vita's Erstling noch der rastlos Suchende auf der Bühne steht und Eindrücke von Reisen zum Beispiel nach Westafrika bearbeitet, ist in diesem zweiten Werk ein Ankommen bei sich selber hörbar. Die Jury ist begeistert vom neuen Tiefgang, der viel Blues zulässt – Cataldo's eigener Familienblues, aber auch den Ur-Blues der 1920er- und 30er-Jahre, in Anlehnung an Musiker, die ebenfalls unruhig Reisende waren. Trotz einer neuen Ernsthaftigkeit gelingt es Glauco Cataldo, unmittelbar zu bleiben. Die Produktion charmiert nach wie vor mit viel Do-It-Yourself Ästhetik. Die Jury fördert Glauco Cataldo mit dem guten Gefühl, dass hier ein Luzerner Musiker nachkommt, der die Szene mit Persönlichkeit und prägnantem Spielstil massgeblich prägen wird.