Bruno Steiger geht in diesem Roman auf den Spuren des Künstlers Jackson Pollack, dessen Bilder auf den ersten flüchtigen Blick hin chaotischerscheinen. Beim genauen Hinsehen erst zeigt sich eine bemerkenswerte Ordnung. Aehnlich ergeht es den Lesern mit Bruno Steiger: Zunächst sind sie mehrfach irritiert, etwa wenn Steiger seinen Roman "Selbstporträt für Jackson Pollack" nennt, für einen Toten, von wem? Ein Selbstporträt des Künstlers an sich, meint Steiger, denn der unangepasste Aussenseiter Pollock sei für ihn zum fast beispielhaft gültigen Bild des Künstlers in unserer Zeit geworden. Noch reichen die vorgelegten Seiten zwar nicht aus, irgendetwas genauer zu benennen, obwohl Bruno Steiger diesmal von einem "vornehmlich artistischen Schreiben wegkommen" und eine auch für Nichtliteratennachvollziehbare Erzählhaltung einnehmen möchte.
Das Vorliegende jedenfalls macht neugierig, denn Steiger dringt ein in dieWelt von Jackson Pollock und seiner Frau Lee Krasner, die selber auchMalerin war, da gibt es Momente, die eine Liebesgeschichte anklingen lassen zwischen dem Künstler Willem de Kooning und seiner Frau Elaine. "Ich sagte: Man fühlt sich getragen, aber man kennt die Funktion desTrägerelements nicht." Es fallen immer wieder Sätze, die auf Steigers Schreiben angewendet werden können, auf die Kunst im besonderen und allgemein . "Das Empfinden ist blind, und die Relevanz ist vage"(Whitehead).
Ausgezeichnet wird dieses Romanprojekt eines Autors, der konsequent und widerborstig mit seinem Schreiben eingreift in die Mechanismen des Werdens von Gestalt.