Die Jury ist beeindruckt von der Installation "Büro" und der vorgelegten Arbeitsdokumentation. Elisabeth Hermanns Arbeiten bestechen durch formale, materialsprachliche und inhaltliche Souplesse. Mit einfachsten Mitteln in Szenegesetzt, schildert das Arrangement den Arbeitsplatz einer Illustratorin. Mit akribischem Realismus wird ein Inventar der Werkzeuge und Utensilien erstellt, welche eine Illustratorin zur Ausübung ihrer Tätigkeit benutzt. Der Arbeitsaufwand der ganzen Installation ist minuziös auf einem Rapport belegt.
Der Arbeitsplatz als Ort der Selbstreflexion, der Standortüberprüfung. Die Aussage ist ambivalent: Der durchgeplante, funktionale Arbeitsbereich gibt Uebersicht, gibtHalt, kündet von künftigen Abenteuern, vom Aufbruch in eine berufliche Zukunft. Gleichzeitig liegt über dem Szenario eine bleierne Schwere, ein Ort der Verlassenheit, ein Kristallisationspunkt der Existenzängste.
Wider besseres Wissen, mit ironisch-poetischem Durchblick, wehrt sich das Haptisch-Handwerkliche gegen den vereinnahmenden Hochglanz der digitalen Bildoberflächen. Hier wird die Arbeit exemplarisch und formuliert einen grundsätzlichen Konflikt in unserer Arbeitswelt.