Für Gedichte, so sagt man , sei die Schweiz ein eher steiniger Boden. Gleichwohl: Seit bald 40 Jahren beweist die Aargauer Schriftstellerin Erika Burkart, dass auch hierzulande Lyrik entstehen kann, die den Vergleich mit dem poetischen Schaffen Deutschlands und Oesterreichs nicht zu scheuen braucht. Mit einem Gedichtbändchen, "Der dunkle Vogel", ist die Autorin 1953 zum erstenmal an die Oeffentlichkeit getreten; Gedichte sind - neben einer stark von Träumen, mythischen Bildern und Reflexionen geprägten lyrischen Prosa- bis heute der Urgrund ihrer literarischen Arbeit geblieben. Lange bevor ökologische Probleme in unser Bewusstsein drangen und die Sorge um die Bewahrung der Schöpfung uns umtrieb, hat Erika Burkart aus der Erfahrung mystischer Verschwisterung mit der Natur, vor allem aber aus der Sehnsucht nach dieser ursprünglich-paradiesischen Einheit heraus Gedichte geschrieben, die weit über das hinausgehen , was man gemeinhin als Naturlyrik zu bezeichnen pflegt. In ih ren Arbeiten ist immer ein Stück Menschheitsgeschichte mitgeschrieben; sie sind Erinnerung an die noch ungetrübte Harmonie der Welt und zugleich Schmerz über ihre Gebrochenheit; sie sind brennendes Verlangen und verzweifelter Versuch, über das Wort den Weg zurück - den "Weg zu den Schafen" zu finden. Das Wissen, dass das auf dieser Welt und in diesem Leben nie gelingen wird , ist der Sprache Erika Burkarts immanent. "Ich suche", hat sie einmal geschrieben,
"das Wort das mich fände. Jedes Wort ist ein Mass für Distanzen, die ich mit Worten nicht überwinde. Wortlos lerne ich lauschen. Lauschen ist ein Gespräch mit dem Schweigen. Gedichte sind Grade des Schweigens."