Mitte der achziger Jahre ist die Malerin Eva Stürmlin erstmals mit vollgültigen Bildern an die Oeffentlichkeit getreten . In jener Zeit baute ihre Malerei auf der Polarität zwischen einer hellen, mehrteiligen, in sich geschlossenen Struktur auf der vordersten Bildebene und einem dunkeln, zur Monochronie hin tendierten Grund auf. Das expressive Potential dieser Bildfindungen rührt einerseits vom energiegeladenen, nervösen Pinselduktus her, andererseits gemahnen die auf der vordersten Bildebene schwebenden Formkonfigurationen an Körperteile, die sich - losgelöst von ihrem funktionellen Zusammenhang - zu einem fremdartigen Reigen zusammenschliessen.
Die jüngsten Arbeiten von Eva Stürmlin sprechen eine andere Sprache. Ein einjähriger Studienaufenthalt in Madrid und der Auftrag zu einer Wandinstallation im Musiksaal der Kantonsschule von Küsnacht (Zürich) im Jahre 1990 haben zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den den bildnerischen Mitteln innewohnenden Gestaltungsmöglichkeiten geführt. Eva Stürmlin setzt in ihren neuen Arbeiten die Befragung des Verhältnisses von Figur und Grund, von Form und Fläche fort. Sie kommt dabei jedoch ohne Expressivität und Pathos, Gegenstandsassoziationen und Appelle an das Körpergefühl des Betrachters aus. Sie ist dazu übergegangen, ihre kompakten und überschaubaren, im ersten Augenblick sprödeund distanziert wirkenden Bildtafeln in Gruppen anzuordnen. In dieser rhythmischen Abfolge, die auf die architektonischen Gegebenbei ten des Ausstellungsortes eingeht ohne dabei die Autonomie des Kunstwerks zu gefährden, treten die Qualitäten von Eva Stürmlins Malerei umso deutlicher in Erscheinung: Ihre grosse Musikalität und Poesie im vergeistigten Spiel mit Formen und Farben.