Gabriela Brugger

Gabriela Brugger hat sich der Unterwäsche angenommen. Die Unterkleidung, die gemeinhin ein verborgenes, still duldendes und dienendes Schattendasein fristet: sie wird von ihr an den Tag gebracht und zum gewählten, persönlichen Accessoire, das wesentlich die Selbstinterpretation der Trägerinnen ausdrückt. 'Drunter und drüber' ist Gabriela Bruggers humorvolles Motto. Mit ihm beabsichtigt sie, durch das formale (buchstäbliche) und das rhetorische Prinzip der Umkehrung, eine Infragestellung überkommener Werte und Konventionen. Der Ton hat sich neuerdings bei Gabriela Brugger etwas geändert; das Bissig-Satirische und Heftige zeigt sich nun zugunsten handwerklicher und technischer Kompetenz besänftigt und etwas geglättet. Die Jury sieht darin zwar nicht unbedingt einen Gewinn. Doch man weiss, dass Aufsässigkeit und Erfolg sich nicht gerade leicht miteinander vertragen. Man kann sich fragen: Wäre es richtig gewesen, um die Aufsässigkeit zu kultivieren, dieser Arbeit die Öffentliche Anerkennung zu versagen, die sie verdient? Die Jury möchte aber Abstand nehmen von einer solchen Methode der Kulturförderung, die durch demonstrativ-anerkennende Verweigerung Heftigkeit zu kultivieren sucht. (Die 'Umkehrung' ist das Recht der Künstlerin, nicht der Jury.)

1991

Angewandte Kunst

Jurybericht

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