Kultur

one and many – dpa

I-Fen Lin

«Der Brief an Dich»

  • I-Fen Lin

    Mit: Antoni Androulakis, Magda Drozd, Lucas del Rio Estévez, Elias Kurth, Gilda Laneve, Anja Meser

One and many – dieser Name kann durchaus programmatisch für das Projekt mit dem Arbeitstitel «Der Brief an dich» verstanden werden: Was von einer einzelnen Person initiiert wird, geht durch den individuellen Filter von mehreren beteiligten Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Sparten und wird am Ende zum gemeinsamen Produkt von Vielen. Am Anfang steht ein persönlicher Brief von I-Fen Lin, wo die eigene Rat- und Hilflosigkeit gegenüber einer auf vielen Ebenen angespannten Weltlage, das schlechte Gewissen in Bezug auf die eigenen Privilegien und der persönliche Verlust des Geliebten in einem tiefen Pessimismus und der Sehnsucht nach Heilung gipfeln. Dieser Brief wird durch die Lesart einer Komponistin zu Musik. Diese verwandelt sich – ohne Kenntnis des Briefes – durch drei Tänzerinnen und Tänzer mit unterschiedlichem künstlerischen Background zum individuellen Ausdruck von Sprache und Bewegung. Brief, Musik und Bewegungsmaterial gelangen wiederum in die Hände einer Performerin… Wie bei der Stillen Post ist der Ausgang unbekannt, die Art der Entstehung generiert das Kunstwerk. Persönliche Erlebnisse und individuelle Wahrnehmung vor dem Hintergrund der globalen Weltlage generieren das Arbeitsmaterial. Biographische Elemente werden so in einen gesellschaftspolitischen Kontext gesetzt und formulieren einen Konflikt, den wir alle kennen: Wie schaffen wir es angesichts einer permanenten medialen Katastrophenflut und der Überforderung mit dem eigenen Leben aus einer negativen Gedankenspirale tiefer Hoffnungslosigkeit auszubrechen? Der Forschungsauftrag und das Ziel des Projekts sind klar. Im festen Glauben, dass Minus mal Minus irgendwann wieder ein Plus ergibt, begibt sich die Produktion über die Auseinandersetzung mit dem Negativen auf die Suche nach dem Positiven.

Die Jury unterstützt den kollaborativen Forschungsansatz, das Weiterentwickeln experimenteller Arbeitsprozesse und den Umgang mit künstlerischer Autor:innenschaft von I-Fen Lin und ihrem Team. Das Persönliche verbunden mit gesellschaftspolitischen, systemischen Themen ist aktuell und relevant. Des Weiteren überzeugt die Zusammensetzung der Beteiligten, das Aufeinandertreffen unterschiedlichster künstlerischer Herkunft der Tänzer:innen verspricht eine spannende Reibung. 

 

2022
Produktionsbeiträge 

Jurybericht

  

 

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