«We are all in this together», Tanzperformance
Dass sich eine Tanzcompagnie mit einem Körper beschäftigt, ist an sich nichts Aussergewöhnliches. Dennoch hat die Truppe «One and many – dpa» der Tänzer und Choreographen I-Fen Lin und Ming Poon die Neugier der Jury geweckt.
In der Produktion «We are all in this together» geht es nicht um den privaten Körper der Tänzer auf der Bühne, sondern um den kollektiven Körper, der sich konstituiert, sobald sich mehrere Menschen im gleichen Raum versammeln. Untersucht wird in dieser Arbeit die Idee des Theaterbesuchs als kollektives Handeln.
Vorstellen soll man sich das so: Das Publikum wird dazu eingeladen, sich mit der Truppe auf der Bühne zu versammeln. Die konventionelle Aufteilung in Zuschauende im Publikumsraum und Agierende auf der Bühne wird aufgelöst. Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden selber zu Kollaborateuren, die direkten Einfluss auf das Bühnengeschehen nehmen, während sie gleichzeitig den grössten Bestandteil dieses Körpers selber bilden. Jede Aufführung dieses Tanzstücks wird dadurch anders sein.
Inspiriert wurde das Kollektiv beim Beobachten der Umgebung; eine ganze Reihe von People-Power Bewegungen machen sich die Energie und Dynamik einer Gruppe zum Werkzeug, sei es in virtuellen wie auch in realen Räumen. Die Truppe begeht das Experiment, diese Kollektivkraft im Rahmen einer Theaterveranstaltung in Verbindung mit zeitgenössischem Tanz erlebbar zu machen.
I-Fen Lin bewegt sich seit Jahren in der internationalen, nationalen und regionalen Tanzszene. Für diese Arbeit in Luzern hat sie in Ming Poon einen Partner gefunden, der mit seinem Hintergrund in Psychologie und Soziologie einen besonderen Blick auf das Thema haben wird.
Nach der Premiere im Südpol wird das Projekt auch im Rahmen von Septext in Bremen zu sehen sein. Residenzen zur Entwicklung und Ausarbeitung des Stücks erhält die Truppe am Scenario Pubblico in Catania, im Tanzhaus Zürich und im Südpol Luzern.
Der Mut der Truppe und die Lust auf das Unvorhersehbare, hat die Jury beeindruckt. Die Fragen nach Manipulation, Verantwortung des Einzelnen in einer Gruppe und nach der Rolle eines sozialen Individuums als handelnde Person in einem Kollektiv, sind aktuell und relevant. Die präzise Fragestellung und das ausgedehnte und sorgfältige Probevorhaben hat die Jury überzeugt.