Irma Hildebrandt
Irma Hildebrandt ist, nach ihren Texten zu schliessen, berufen, aus der Mitte unseres umgetriebenen und lauten, technokratisch organisierten Lebens heraus zu empfinden und zu schreiben. Vor dem Empfinden und vor dem Schreiben muss die Ahnung von einem möglichen vertieften, besseren Leben - als nur einem geund versicherten -, müssen Sehen und Neugier sein, die zu Gefühlen und Fragen führen und die als Form und Bild mit Hilfe der Sprache in Texte münden. Wer so konditioniert, sein Schreiben betreibt, stösst unweigerlich und schnell an Grenzen, findet sich in Trauer und verspürt die süsse Verlockung Resignation. Die Gedichte in den Bändchen 'Gegerbte Jahreshäute' und 'Im tückischen Eichendorffschen Frieden' von Irma Hildebrandt bewegen sich in diesen Domänen, und hier zeigt sieh die Kraft der poetischen Form, sind es die von Frau Hildebrandt gefundenen Metaphern, die in ihrer Entfaltung im Gedicht beim Leser Freude und Sehnsucht und damit Hoffnung evozieren . Hoffnung worauf? Sei es auf eine veränderte und neue Form jenes angesprochenen Zustands der dichterischen Ahnung vor dem Text, an dem auch wir Leser, durch die Kunst der Autorin, teil haben dürfen, oder kühner gesagt: sei es die Hoffnung auf das Eintreten der Realität jener Ahnung, ein Eintreten, das so abwegig nicht ist, wie uns die jüngste Geschichte glücklicherweise lehrt.