«Jeremias Bucher– Pool»
Das Projekt «Pool» von Jeremias Bucher skizziert einen einschneidenden beruflichen Richtungswechsel des Künstlers und funktioniert selbst fast als konzeptionelles Stück. Genau und trocken sind die nötigen Schritte geplant, um den Sprung in die Leere zu wagen: Wochenplan, Budgeteinteilung, Kündigungstermin. Bucher vermag mit einem nüchternen und mutigen Konzept die Jury in eine lebhafte Diskussion rund um brisante, oft auch verschwiegene Fragen im zeitgenössischen Kunstschaffen zu involvieren: die Herausforderung der Vereinbarkeit bzw. Unvereinbarkeit von Familie, Lohnerwerb und Kunstschaffen, Zukunftsperspektiven und Prekariat oder die Frage, wie persönliche Erlebnisse mittels Kunst abstrahiert werden können. Jeremias Buchers Arbeit zeichnet sich durch minimale Gesten, präzise Setzungen und subtile Kontextverschiebungen aus. Sie bewirken, dass wir die Dinge, die uns umgeben und die wir meinen zu kennen, neu sehen: meist sind es Alltagsgegenstände, Objets trouvés oder industriell gefertigte Objekte die in Buchers Arbeit eine versteckte Schönheit enthüllen oder eine neue Bedeutung erfahren. Jeremias Buchers Interventionen vermögen es, dem Banalen und Unspektakulären, nicht zuletzt auch mit einer Prise Humor, ein ästhetisches oder bizarres Potential abzuringen – sie haben die schöne Gabe, das Unbekannte dem Bekannten zu entlocken. Die Jury hofft, Jeremias Bucher findet auch für das skizzierte Projekt die nötigen präzisen und innovativen Gesten, um den Blick über den eigenen Poolbeckenrand zu vollziehen und um, wie der Künstler in Aussicht stellt, mit Hilfe einer transformierten Luftmatratze zu neuen Ufern aufzubrechen.