Loredana Sperini
Die Jury war sich einig in der Wertschätzung der Arbeit von Loredana Sperini. Die Künstlerin, einigen von uns bereits als migros museum hütende Stickerin bekannt, breitet auf vielen verschiedenen Tischchen, die sämtlichst aus dem Brockenhaus stammen könnten, geglättete weisse Deckchen, Servietten oder Teile von Kissenbezügen aus. Auf oder in diese hat sie mit schwarzem Garn je eine Figur gestickt. Diese gestickten Personen, die je einen Tisch besetzen, wirken so, als seien sie von Fotografien, vielleicht Medienbildern übernommen worden. Sie scheinen in irgendwelchen Situationen befangen zu sein, die man nicht nachvollziehen kann. Ihr Kontext, ihre Herkunft bleibt offen, schwingt aber bedeutungsvoll, wie der Blick in eine ganz andere, mediale und zeitgenössischere Welt mit. Die gestickten Linien oder Punkte fahren vorgezeichneten Umrisslinien nach, geraten aber immer wieder in Verwirrung . Die Näherin tut sich offensichtlich schwer, die Disziplin und Ausdauer, die diese alte Technik einfordert, durchzuhalten, bzw. dreht Sperini den Spiess um und zeigt, dass auch oder gerade im braven kleinen Hausfrauendasein Eckliges, Chaotisches und Zerfliessendes zum Zuge kommen. Explosionsartig lösen sich die Linien und damit die Figuren auf. Etwas platzt oder wird ausgespuckt. Ektoplasma quillt aus den Gesichtern, es könnten auch Erbrochenes, Blut, magnetische Strahlungen oder sonstige unangenehme bis übersinnliche auratische Kräfte und Auflösungen sein.