Marcel Konrad
erhält einen Werkbeitrag von Fr. 24'000.- für sein Romanprojekt mit dem Arbeitstitel "Vaterschaften". Er nähert sich darin erneut dem Kosmos Familie - und zwar aus dem Blickwinkel eines "Einsamen, der nachts auf Mäusefang geht'' und zwischen Nachttöpfen herumtigert, "in welchen abgestandene Ueberreste aus frühesten Kindertagen liegen". Die Jagd ist literarisch vielversprechend: ln einer ebenso sinnlichen wie metaphorisch verspielten Prosa, welche die Ironie einer rhapsodischen Rückschau atmet, gelingt es Konrad in der vorliegenden Textprobe, Kindheit, Sohnschaft, (sexuelle) Adoleszenz in einem schweizerischen Haushalt "kleiner Leute" erhellenden Schlaglichtem so auszusetzen, dass sozial scharf umrissene Bilder von grosser Suggestionskraft aufblitzen. Nicht zuletzt wird das Erwachsenwerden erfahrbar als Transformation von Sprache: Verlust der Kindersprache und problematische Aneignung jener Sprache, die nicht mehr meint, was sie zu meinen vorgibt.