«Enthüllen und Verbergen»
Timo Müller spielt mit Dimensionen, Materialien und unseren Erwartungen an das, was Kunst kann – oder eben nicht. Das Gewohnte wird befragt, das Einfache herausgefordert und mit Witz kommentiert. Die Installation in der Ausstellung für die Werkbeiträge ist elegant und brachial zugleich: Die schweren Bühnenvorhänge schaffen kleine Raumnischen die einen umfangen, wie eine Umarmung. Das Geräusch der Ketten die durch die Schienen an der Decke rattern und die Stoffbahnen bewegen, spricht indes eine andere Sprache: Laut, etwas unsanft wird bewegt und gezogen. Tinguely trifft auf Lynch, grosses Theater auf kleinem Raum: Wie eine schlichte Zeichnung wirkt der Grundriss der Arbeit, als hätte der Künstler mit schnellen Strichen seine Idee auf einem Blatt festgehalten und dann mit der Umsetzung begonnen. Die Spontanität hallt nach, auch wenn die Umsetzung sauber und schnörkellos ist. Begibt man sich als Betrachtende zwischen die sich bewegenden weichen Stoffbahnen, kann man sich länger verschlucken lassen von der Dunkelheit – oder nur kurz. Nicht selten wurden seine Pläne und frühere Arbeiten von charmantem Grössenwahn begleitet: Ob eine Wolke aus Holz zum Abschluss des Kunststudiums oder ein Baum, der ein ganzes Gebäude teilte wie in der Siedlung Himmelrich in der Luzerner Neustadt (2015). Als gewiefter Handwerker und neugieriger Entdecker vermag Timo Müller seit vielen Jahren mit Eingriffen im Ausstellungs- sowie Aussenraum zu überzeugen.