Walter Seiler

Walter Seiler stellt mit «Superbrain 02 möchte gerne seinen Bauchnabel sehen» ein Werk vor, das Mitten in die Debatte zur Technologieentwicklung und der Funktion des Menschen in diesem Umfeld zielt. Der Roboter ist über einen Kabelstrang mit einer schwarzen, verschlossenen Box verbunden, aus der er alle Informationen und Energien bezieht. Aus dieser Quelle werden auch auf einen Monitor die Videobilder eingespielt, die das simultane Sehen des Roboters, das ihm eine eingebaute Kamera ermöglicht, unterbrechen. Kurze Bildeinschübe eines Röntgenbildes einer Person mit Hüftprothese, einer laufenden Eiersortiermaschine, eines krabbelnden Babys etc. verbinden sich so mit der Kameraperspektive des pneumatisch robbenden Roboters. Er reagiert auf Hindernisse, indem er zurückweicht, pneumatisch ist er jedoch auch zu Regungen fähig, die man einer Maschine nicht ohne weiteres zutrauen würde, eher schon dem Effekt von «Viagra». Silikonhalbschalen sind als Brüste aufgesetzt «Not for Implant». Der Roboter als menschliches Abbild, als vergeblich und rudimentär krabbelndes Etwas ist ebenso symbolisches Zeichen wie es zur Identifikationsfigur des Erschaffers wird. Eine bewegliche Skulptur mit Allusionen an die menschlichen Figur wird vom Künstler mit Fleischerhaken an Ketten fixiert. Mit dem Erfinder verbunden über eine Nabelschnur ist sie doch erschreckend autonom. Walter Seiler gelingt es, die Möglichkeiten der Transformation, die sein «Superbrain 02» in sich trägt, für die Betrachtenden sichtbar zu machen: als erschreckendes Potential, als spielerische Möglichkeit, als Faszination des technisch Machbaren.

1999

Freie und Angewandte Kunst

Jurybericht

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